Verein zur Förderung persönlichen Wachstums e.V.

Der Verein hatte seinen Sitz 1995-2017 in Welschbillig (Nähe Trier/Luxembourg).

Home

Verein zur Förderung persönlichen Wachstums e.V.

Newsletter

NACHRUF AUF insoo kim berg

25. JUlI 1934 - 10. januar 2007

Am Nachmittag des 10. Januar 2007 starb unerwartet Insoo Kim Berg, 16 Monate nach dem Tod ihres Ehemanns und Kollegen Steve de Shazer. Menschen, die sie einen Tag vorher noch gesprochen hatten, sagte sie, dass sie bei guter Gesundheit sei und plane, in diesem Jahr noch mehr zu veröffentlichen. In der Pause eines Fitnesstrainings schlief sie friedlich ein.

Mit ihrem Tod verlieren wir eine der kreativsten und inspirierendsten Therapeutinnen und Beraterinnen. Zusammen mit Steve de Shazer und anderen Kollegen am „Brief Family Therapy Center“ in Milwaukee, USA, begründete sie die sog. Lösungsorientierte Kurztherapie und beeinflusste auf tiefgehende Weise die Arbeit von Tausenden Therapeuten und Beratern auf der ganzen Welt.

Insoo wurde 1934 in Südkorea geboren, wo sie als Jugendliche den Koreakrieg mit seinen Verwüstungen erlebte. Sie war die zweite von fünf Kindern und als Mädchen verantwortlich für ihre jüngeren Geschwister.

1957 kam sie in die USA, wo sie Sozialarbeit studierte und eine familientherapeutische Ausbildung absolvierte. Ihre Tochter Sarah wurde 1958 geboren. Am Palo Alto Institut in Kalifornien lernte sie ihren späteren Ehemann Steve de Shazer kennen. Mit ihm ging sie nach Milwaukee, Wisconsin, seinem Heimatort, wo sie das "Brief Family Therapy Center" (BFTC) gründeten.

„Als Steve de Shazer zu dem Team in Milwaukee hinzustieß, erlebte die eher informelle und lose Gruppe einen Energiestoß und wir sprachen über unseren Traum, ein Mental Research Institute im Mittelwesten zu gründen. Zu fünft studierten wir die wirksamste und effektivste Weise, Klienten zu helfen. Wir experimentierten mit einer Vielzahl von Methoden und diskutierten ausgiebig über alles, was Sinn machte. Das Team setzte sich auch mit vielen Themen auseinander, von denen wir zu Anfang gar nicht wussten, dass sie existierten. 1978 öffneten wir mit einem kleinen Bankkredit unsere eigenen Büros. Der Beratungsraum war mit einem Einwegspiegel ausgestattet, einem Telefon zwischen Therapie- und Beobachtungsraum und einem Videorekorder. Als Beobachterteam wählten wir Menschen aus, die möglichst unterschiedlich waren im Denken, ihrem persönlichen Hintergrund und ihrer akademischen Ausbildung: Philosophen, Erzieher, Soziologen, Physiker, Linguisten, sogar Ingenieure zusammen mit Fachleuten aus dem Gesundheitsbereich. Wir nannten unsere Trainings- und Forschungsgruppe: Brief Family Therapy Center.“
Insoo Kim Berg

Diese Forschungsgruppe interessierte sehr, was Klienten bereits tun, um ihre Probleme zu verkleinern oder zu lösen und was sie selbst für Ideen hatten, wie sich die Dinge am besten ändern könnten. Der Fokus ausgerichtet auf Lösungen und auf die Zukunft mehr als auf Probleme oder misslungene Lösungsversuche führte zu der Erkenntnis, dass es nicht notwendig war, viel oder überhaupt etwas über das Problem wissen zu müssen, um einen positiven Veränderungsprozess einzuleiten. Die Forschungsgruppe fing an, den Klienten als Experten für sein eigenes Leben zu respektieren. Gemeinsam entwickelten sie feine und differenzierte Vorgangsweisen, erkundeten erlebte Ausnahmen vom Problemerleben, entwickelten die sog. Wunderfrage, Skalenfragen, Beziehungs- und Bewältigungsfragen und legten besonderen Wert auf wertschätzende Beobachtungen. Ein wichtiger Schritt war auch der Gebrauch einer Pause gegen Ende einer Therapie- oder Beratungssitzung: mit einer abschließenden Zusammenfassung und der Anregung, etwas Bestimmtes zu tun.

Steve de Shazer antwortete gerne auf die Frage, woher er seine Ideen genommen habe, in seiner unnachahmlich kurzen Art: „Watching Insoo’s work!“ oder „All I have stolen from Insoo!“.

Insoo Kim Berg hörte ihren Klienten sehr aufmerksam zu, war unendlich geduldig und außergewöhnlich respektvoll. Sie war im Denken sehr klar und wusste genau, in welche Richtung sie vorangehen wollte. Sie war sehr entschieden, sogar hartnäckig. Sie besaß den unbedingten Glauben, dass KlientInnen in sich alle notwendigen Fähigkeiten und Ressourcen haben, um ihren Alltag zu bewältigen und mit den schwierigsten Situationen fertig zu werden. Dieses Prinzip verkörperte sie in all ihren Präsentationen, Workshops und Klientengesprächen in besonderem Maß. Man hatte den Eindruck, kein Problem könnte zu schwierig sein, um nicht kleinste Faktoren der Alltagsbewältigung entdecken zu können und die Therapie darauf aufzubauen.

Insoo Kim Berg entwickelte diese Haltung im Umgang mit den verschiedensten Problemstellungen: sexueller Missbrauch, Misshandlung, Alkoholismus, Gewalt, Drogenabhängigkeit, Verwahrlosung, Obdachlosigkeit usw. Sie arbeitete mit Menschen aus verschiedenen Kulturkreisen: Inuit, Indianer, Vietnam-Flüchtlinge, Personen aus allen Erdteilen und Bevölkerungsschichten.

Insoo Kim Berg war in besonderem Maße an gemeinnütziger Arbeit interessiert und unterstützte derartige Initiativen immer wieder. So gründete sie beispielsweise anlässlich der Hurrikan-Katastrophe 2005 in New Orleans eine Initiative, um den Betroffenen im Gegensatz zur offiziellen US-Administration rasche und unbürokratische Hilfe zu ermöglichen.

Insoo Kim Berg war eine ungemein aktive Person. Auf die Frage, woher sie ihre unglaubliche Arbeitsenergie hernahm, antwortete sie: „Korean way of life is hard work!“. Sie war in allen Erdteilen zu Workshops, Fortbildungen, Supervisionen und Kongressbeiträge unterwegs. In den letzten Jahren führte sie mehrere Online Kurse mit TeilnehmerInnen aus der ganzen Welt durch. Ihre bekanntesten Bücher:

(Mit Dank an Brian Cade und Ferdinand Wolf)

Insoo Kim Berg und Steve de Shazer

Nachruf auf Steve de Shazer

 

Seitenanfang